11.04.25
Gedichte und Lieder zum Schmunzeln und Schmecken
Poesie ist Wahrheit in Sonntagskleidern – hat der französische Dichter und Pastor Roseph Roux gesagt. Und diese Kleider müssen „anne Luft“, sagt die Bruchhausener Poetin Marianne Troll und brachte ihre Alltagsgedichte, kleine philosophische Betrachtungen und Aphorismen einem Publikum zu Gehör, das sich von den Worten gerne zum Nachdenken und zum Lachen bringen ließ. Dazu lieferten Uli Bellinghausen und Johannes Peikert den passenden Sound: Kölsche Töne, Kölsche Klänge und eine Prise Nostalgie. Am Ende sangen alle mit: „In unserem Veedel“ … was in diesem Falle hieß: In Scheuren in der Villa Weingärtner.
13.03.25
Europäischer Salon mit Kay Scheller
Am Nachmittag titelt der Spiegel: „Bundesrechnungshof kritisiert geplante Grundgesetzänderungen“. Knapp zwei Stunden später trifft der Chef der obersten Prüfungsbehörde in Unkel ein und setzt sich in der Villa Weingärtner aufs Podium – das nennt man perfektes Timing.
Weniger erfreulich sind die Aussichten, die Kay Scheller dann im Gespräch mit dem Wirtschaftsjournalisten Konrad Handschuch für unser aller Zukunft auffächert: Schulden in einem Umfang, wie sie in der Geschichte der Bundesrepublik einmalig sind. Nicht einmal die von der Nato als Minimum geforderten 2 Prozent des BIP für Verteidigung will die neue Regierung aus dem Kernhaushalt finanzieren, sondern nur die Hälfte davon – also deutlich weniger als bisher. „Mit den freiwerdenden Mitteln will sie den Bürgern neue Geschenke machen. Viele Wohltaten, die kosten. Das ist jetzt der falsche Weg,“ so der leidenschaftlich für mehr Spardisziplin werbende Bundesrechnungshofschef. „Statt mit Blut, Schweiß und Tränen auf die neue existenzielle Bedrohung zu reagieren, erhöhen wir die Mütterrente, führen den niedrigeren Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie wieder ein und subventionieren Diesel für die Landwirtschaft.“
Natürlich müsse ein bedrohter Staat wehrhaft werden, das sei „Priorität Nummer eins.“ Aber zunächst müsse der Bedarf definiert und vor allem auch geprüft werden, was aus anderen Bereichen umgeschichtet werden könne. Stattdessen öffne man unter der euphemistischen Bezeichnung Sonder – „vermögen“ (Scheller: „Eine Mogelpackung!“) den Geldhahn. Gleichzeitig könne das System den Eurosegen nicht immer sinnvoll verarbeiten.
Wo zu sparen wäre, dazu hat der Behördenchef einige Vorschläge, die nicht allen gefallen dürften. Es bedürfe eines durchgreifenden Konsolidierungsplans, der alle gesellschaftlichen Gruppen berücksichtige. Auch die Bundeswehr müsse sich bewegen – raus aus der Amtsstube, rein in die Kampftruppe. Überhaupt, die Behörden … Die schleppende Digitalisierung der Verwaltung ärgert ihn. „Da funktioniert zu wenig!“ Es fehle eine zentrale Verantwortung, ein eigenes Digitalministerium sei überfällig. Seine eigene Behörde habe er konsequent auf Digitalisierung ausgerichtet – und damit einhergehend Bürokratie abgebaut.
Mit der Verschuldung im jetzt geplanten Ausmaß riskiere Deutschland, seine Rolle als Stabilitätsanker in Europa zu verlieren. „Deutschlands bisherige Bonität hilft, die Staatskredite in Frankreich und Italien bezahlbar zu halten. Wenn Ausfallrisiken steigen, die Ratings schlechter würden, erhöhten sich die Risikoaufschläge im Euroraum.“ Mit den geplanten Sonderschulden für Verteidigung und Infrastruktur komme Deutschland auf eine Schuldenstandsquote, die die Bonität verschlechtern könnte.
Wenn alles kommt, wie von der neuen Bundesregierung anvisiert, könnten sich die Bestandschulden absehbar auf 3500 Milliarden Euro erhöhen – damit wäre Deutschland ein Schuldenchampion in Europa.
09.03.25
Franz Liszt – Ein Künstlerleben zwischen Extremen
Mit einem heiteren Erzählkonzert, dessen konzertanter Teil als fulminant bezeichnet werden muss, hat Roman Salyutov die Gäste in der Villa Weingärtner erfreut. Der Pianist und Orchesterleiter illustrierte Aspekte im Leben und Werk von Franz Liszt, die nicht zum üblichen eingängigen Liszt-Repertoire gehören.
In der Zeit vor Liszt existierte die konzertante Klavierkunst nicht in der Form, die für das heutige Konzertleben typisch ist. Der junge deutsch-ungarische Künstler, beflügelt von den Glückwünschen des großen Ludwig van Beethoven, eroberte die Musikmetropole Paris im Sturm und änderte für immer die Entwicklungsrichtung der Klaviermusik. Ganz Europa lag dem „König aller Pianisten“ zu Füßen. Bewundert wurde er vor allem für seine unvergleichlichen virtuosen Fähigkeiten. Seine andere – poetisch-philosophische – Seite blieb dem Publikum weitgehend unzugänglich, sodass der Meister neben grandiosen Triumphen auch Stunden der Bitterkeit und Verzweiflung erleben musste. Komponist, Pianist, Dirigent und Aufklärer – Liszt vollzog eine wahre Revolution in der Musikgeschichte, die ohne ihn einen anderen Lauf genommen hätte.
Am 15. November wird Roman Salyutov seine Erzählkonzert-Reihe mit einem Abend zu Tschaikowski, Rachmaninov und Prokofiev fortsetzen.